Samstag, 4. Januar 2003

Winter

Warum erfreut es das Herz deiner Seele so sehr, wenn seine Blicke erstmals seit Jahr´frist nun wieder fallen auf Dächer ganz weiß?

Tief hängen schwer die Wolken über meiner Stadt – mir ist es gar nicht aufgefallen: Es hat bestimmt schon vor Stunden begonnen zu schneien...

Frau Holle schüttelt ihre Betten auf – Stadt und Schloß und Berg und Wald werden mit zarten Federn überzuckert...

Warum erfreut dieser Anblick das Herz meiner Seele so sehr? – Woher nur so plötzlich dieses kindliche Lachen?

Strahlendweiß...

Ich möchte schneeballschlachten gehen – Ski und Schlitten fahren... – Einen großen Schneemann bauen – und mit der Liebsten lange lange – bis die Füße naß und halb erfroren – im winterlichen Wald spazierengehen – ihren blassen Hals, ihr stolzes Schlüsselbein – die Knospe ihrer Brust – mit diesem Kalt einseifen...

Sie wird sich wehren – klar – wir werden lachen – sie wird schreien – ganz ganz tief wird uns die Luft des Winters atmen... – Und wenn sich dann fangen einmal unsere Blicke jenseits der Zeit, werden wir fallen ganz weich in den Schnee, mit klopfenden Herzen...

Warum erfreut es das Herz meiner Seele so sehr, daß der Winter nun endlich wieder verzaubert die Welt und über sie legt diesen Mantel aus Stille?

Diesem Märchen lauschen wollen zu und zu...

© ts 2003